Viele kennen die Aktion „Bantam Mais“, die bundesweit als Aktion der Zukunftsstiftung Landwirtschaft gegen GVO-Mais durchgeführt wird. Die Anbauflächen werden als gentechnikfreie Flächen in das bundesweite Register der Aktion unter www.bantam-mais.de gemeldet. Doch warum, fragen sich BUND Region Hannover und VEN, nutzen wir diese vorbildliche Aktion nicht, um vor allem die stark bedrohten alten Landsorten zu erhalten, indem wir sie vermehren und diese als Flächen für gentechnikfreien Maisanbau zu melden? So können zwei wichtige Ziele miteinander verbunden werden: Die Erhaltung alter, vom Aussterben bedrohter Mais-Varietäten mit der Aktion für gentechnikfreie Flächen. Der VEN hat Mais als Gemüse des Jahres 2021 und 2022 ausgerufen. Das hilft, um die Maisvielfalt wieder zu stärken. Hier eine BUND Info Mais-Anbauanleitung (4 Seiten) zum Download.
Viele der ursprünglichen alten, indigenen Varietäten aus der Neuen Welt sowie die meisten jahrhundertealten europäischen Maissorten sind dadurch bedroht, dass sie nicht mehr angebaut werden! Sie werden vor allem in Mexiko - dem Manningfaltigkeitszentrum des Mais durch Hybrid- und GVO-Sorten - also gentechnisch veränderten Mais - verdrängt. Eine Sorte lässt sich nur dadurch lebendig erhalten, indem sie relativ regelmäßig angebaut wird.
Welche Gefahren den alten indigenen Sorten Mexikos droht, ist durch die Aufklärungsarbeit von bäuerlichen Organisationen und Greenpeace Mexiko zu verdanken, die 2009 darüber berichteten, dass trotz des zeitweiligen Moratoriums (Verbot von GVO Mais in Mexico) in der Provinz Chichuahua bäuerliche Regionalsorten bereits zu 0.5 bis 0.7 Prozent mit GVO-Mais kontaminiert sind. Das entspricht ca. 600 Maispflanzen auf einem Hektar; genug, um kontinuierlich große Anbaubereiche zu kontaminieren. Die Provinz Chihuahua gilt als eins der Zentren höchster Biodiversität für die Maisvielfalt; es gibt dort 23 traditionelle Maissorten mit ungezählten lokalen Varietäten. Dort wächst auch das wilde Süßgras Teosinte, aus dem der Mais vor Tausenden von Jahren gezüchtet wurde und mit dem Mais gekreuzt wird, um ihn robuster zu machen. Aktivistinnen wie Ana de Ita weisen immer wieder darauf hin, dass die alten indigenen und kreolischen Maissorten - oft in Mischkultur Milpa - mit viel weniger oder keiner Agrochemie behandelt werden und einen hohen Ernährungswert haben für die Versorgung der lokalen Bevölkerung. Durch die Vernichtung dieser Kulturen durch industriellen Maisanbau ist Mexiko absurder Weise zum Maisimportland geworden!!
Auch in Süd- und Südosteuropa gab und gibt es teilweise noch vielfältige Varietäten, die sowohl für die menschliche Ernährung als auch als Viehfutter genutzt werden. In Deutschland wurde vor allem in Baden und in Bayern Mais vielfältig gezüchtet und genutzt. Hier gibt es positive Entwicklungen, um die fast verlorenen Regionalsorten wieder für traditionelle Gerichte anzubauen und bekannt zu machen.
Für den Maisanbau werden Erhalter*innen gesucht: Sowohl im eigenen Garten, als auch auf landwirtschaftlichen und Gartenbaubetrieben kann Saatgut erhalten, vermehrt und natürlich auch in der Küche genutzt werden. Die Freude an der Vielfalt sorgt für Überraschungen, wie wir aus eigener Erfahrung wissen: die erstaunliche Vielfalt der Farben, des völlig unterschiedlichen Wachstums, die Überraschung, den Kolben einer neuer Varietät das erste Mal „auszupacken“. Dafür lassen sich auch Kinder begeistern, die dann frische Kolben knabbern. Auch Popmais ist für Kinder gut geeignet, wenn die gut getrockneten Körner dann im heissen Topf laut poppen. Und Erwachsene mögen gerne Röstmaiskörner im Topf platzen lassen. Nicht zuletzt ist die Schönheit und Vielfalt der Kolben und Kerne eine Augenweide.
Wir erhalten in unserem Projekt Nutzpflanzenvielfalt schon seit vielen Jahren besondere Maissorten. Deshalb können wir Saatgut (in begrenzter Menge) auch Interessierten anbieten. Einige Sorten sind auch für den biologischen Landbau geeignet. Für den Erhaltungsanbau sollten mindestens 20 Pflanzen angebaut werden, möglichst mehr, um mehr genetische Variabilität zu bekommen, die uns dauerhaft gesunde Pflanzen ermöglicht, denn wir selektieren immer nur die besten Kolben für die Weitervermehrung. Wer mehr Fläche zur Verfügung hat, sollte ca. 100 Pflanzen einplanen.
Nicht vergessen: Die Flächen sollten im Rahmen der gentechnikfreien Flächen gemeldet werden unter www.bantam-mais.de Wer hat Zeit und Flächen, um sich der Vermehrung einiger ausgesuchter Maisvarietäten zu beteiligen? Interessenten melden sich bitte bei der Fachgruppe Mais vom VEN mais@nutzpflanzenvielfalt.de oder beim BUND (siehe unten).
Alle Fotos unter der Rubrik Nutzpflanzen einschließlich Mais sind urheberrechtlich geschützt. Bei Interesse an der Nutzung oder bei Nachfragen zu Maissaatgut wenden Sie sich bitte an: smw@nds.bund.net