Unterschiedliche Statements zum Thema Waldnaturschutz und Klimaschutz des Sachverständigenrates für Umweltfragen und des Niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums – der BUND fasst zusammen

Zum einen hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen sein Gutachten für 2012 an Bundesumweltminister Altmaier überreicht. Das Gutachten mit dem Titel "Verantwortung in einer begrenzten Welt" behandelt elf Schwerpunktthemen, die von der neuen Wachstumsdebatte über den Schutz wichtiger Ökosysteme wie der Moore, Wälder und Meere bis zur Stärkung des integrativen Umweltschutzes reichen. Zum anderen hat sich der niedersächsische Landwirtschaftminister, Herr Lindemann zum Thema konträr geäußert.

Die Position des Sachverständigenrates für Umweltfragen im Gutachten 2012

Zum Ökosystem Wald stellt der Sachverständigenrat fest, dass seine vielfältigen Leistungen, so für Klimaschutz und Naturschutz gefährdet sind, wenn der wirtschaftliche Nutzungsdruck auf den Wald nicht vermindert wird. Wegen des stark wachsenden Holzeinschlags befindet sich der deutsche Wald möglicherweise bald an einem Punkt, ab dem er mehr Treibhausgase freisetzt als er speichert. Deshalb rät der Umweltrat dazu, Nutzungsgrenzen einzuführen, um die Wälder als Kohlenstoffsenke dauerhaft sichern. Die Ziele der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt für den Lebensraum Wald müssten dringend umgesetzt und in entsprechenden raumkonkreten Strategien der Länder festgelegt werden. Dabei sind unter anderem Flächen mit natürlicher Entwicklung auf 10 Prozent der geeigneten Waldfläche der öffentlichen Hand rechtlich abzusichern. Ein hochwertiges Zertifizierungssystem sollte auf mindestens 80 Prozent der Waldfläche angewendet werden. Zur Abmilderung des Klimawandels in den kommenden Jahrzehnten sollte der Aufbau weiterer Kohlenstoffvorräte im Wald durch ein höheres Bestandsalter angestrebt werden. Ein hohes Alter des Waldes ist gleichzeitig die Grundlage für das Vorkommen vieler gefährdeter Waldarten und damit zur Erhöhung der Biodiversität. Um die Kohlenstoffspeicherfunktion zu schützen, empfiehlt der Sachverständigenrat eine schonende Nutzung von Biomasse aus Wäldern. Dabei sollten mindestens 50 Prozent der natürlichen Holzvorräte erhalten bleiben, was zurzeit nicht der Fall ist.

Mehr dazu und zu weiteren Aussagen des Gutachtens auf der Seite des Sachverständigenrates für Umweltfragen

www.umweltrat.de/DE/DerSachverstaendigenratFuerUmweltfragen/dersachverstaendigenratfuerumweltfragen_node.html

in der Zusammenfassung

www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/01_Umweltgutachten/2012_Umweltgutachten_Kap_00.pdf

und im ausführlichen Kapitel "Umweltgerechte Waldnutzung" des Gutachtens

www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/01_Umweltgutachten/2012_Umweltgutachten_Kap_06.pdf

Landwirtschaftsminister Lindemann konstruiert Gegensatz zwischen Wald- und Klimaschutz

Eine ganz andere Darstellung enthält eine Presseerklärung des niedersächsischen Landwirtschaftsministers zum Tag der Nachhaltigkeit am 4. Juni. Der Landwirtschaftsminister lobt wie gewohnt die "nachhaltig und ökologisch bewirtschafteten Wälder in Niedersachsen", in denen "die Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion sowie die biologische Vielfalt und damit das Artenspektrum in unseren Wäldern einen hohen Standard einnehmen". Im letzten Absatz wird dann ein Gegensatz zwischen Klimaschutz und Waldnaturschutz konstruiert:

„Dazu passt es allerdings nicht, wenn von Umweltseite heutzutage gefordert wird, 5 bis 10 Prozent der Buchenwaldflächen still zu legen. Der Wald ist ein dynamisches Ökosystem, welches ein Teil unserer Kulturlandschaft ist. Das heißt, wir müssen im Sinne der Nachhaltigkeit unsere Wälder langfristig und mit Bedacht weiter entwickeln, dazu gehört auch die Bewirtschaftung. Flächenstilllegung ist dabei kontraproduktiv, nicht zuletzt auch aus klimapolitischen Gründen; denn nur wachsende Wälder binden in großem Umfang das Klimagas CO2", betonte Landwirtschaftsminister Lindemann.

Die ganze Presseerklärung findet sich hier:
www.ml.niedersachsen.de/live/live.php

Bemerkenswert ist, dass die Forderung, gegen die das Landwirtschaftsministerium Front macht, aus der Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung stammt, die sich auf eine breite Mehrheit im Bundestag stützen konnte. Eine natürliche Entwicklung unseres wichtigsten Ökosystems auf relativ bescheidenen Flächenanteilen wird rein negativ als "Flächenstilllegung" bezeichnet und damit abgewertet.

BUND für aktiven Waldschutz - Waldschutz ist Klimaschutz

Ein Freund des BUND hat hierzu ein paar Gedanken notiert:

Die Formulierungen erwecken den Eindruck, dass "grüne" Argumente gesucht werden, um das Interesse an einer möglichst uneingeschränkten Fällung von wertvollen Altholzbeständen auch in Schutzgebieten (weiterhin) umsetzen zu können. Der Begriff der Nachhaltigkeit ist aber untrennbar auch mit der Erhaltung und Entwicklung der Artenvielfalt im Wald verbunden.

Für die Kohlendioxid-Bilanz ist es zweifellos günstig, wenn CO2 in alten Bäumen langfristig gebunden wird, in Eichen beispielsweise 500 bis zu 1000 Jahren. Die Holz- und damit die Kohlenstoffmasse eines alten Waldes übersteigt natürlich die eines jungen Waldes deutlich.

Heutige Wirtschaftswälder können aufgrund des Altholzmangels noch über mehrere hundert Jahre zusätzliches CO2 binden und damit große Kohlenstoffspeicher bilden.

Dass in der Aufwuchsphase eines - durch fortwährende Fällungen - jüngeren Waldes möglicherweise pro Jahr mehr neues CO2 als in einem "ausgewachsenen", Hunderte Jahre alten Wald aufgenommen werden könnte, spricht nicht zwangsläufig für eine günstigere Kohlendioxid-Bilanz. Die Wiederfreisetzung des Kohlenstoffs der gefällten Bäume als CO2 lässt in der Regel nicht lange auf sich warten wie oft angenommen; beispielsweise durch Verbrennung in Holzheizkraftwerken oder Stammholznutzung für Gegenstände mit kurzer Lebensdauer.

Zudem führt die Bewirtschaftung der Wälder mit schweren Maschinen - bei Durchforstungen, Fällungen und Holzrückearbeiten, der Abtransport des schweren Holzes mit 40t-LKW, Aufarbeitung und Verschickung - in zunehmendem Maße über weite Strecken in holzhungrige Boomländer wie China und damit zu zusätzlichem CO2-Ausstoß.

Die Verdichtung der intensiv genutzten breiten Wirtschaftswege im Wald ist ebenfalls klimarelevant: Dadurch werden Lachgas-Emissionen verursacht, da der Boden wegen der Verdichtung nicht mehr „normal“ atmen kann.

Die Ergebnisse von Klimabilanz-Studien hängen also sehr von den gewählten Prämissen ab.

Aus Sicht des BUND ist sehr bedauerlich, dass Waldnaturschutz durch das niedersächsische Landwirtschaftsministerium als "klimaunverträglich" dargestellt wird, zumal sehr wirksame Möglichkeiten zur Reduktion der CO2-Emissionen auch in anderen Bereichen zur Verfügung stehen (z.B.
Industrie, Verkehr, Landwirtschaft). Hier könnte die niedersächsische Landesregierung zeigen, dass ihr der Klimaschutz wirklich am Herzen liegt.

Klimaschutz und Waldschutz

AKTUELL:

Die Klimarelevanz von Wäldern wird unterschätzt. Durch die Entwicklung von Naturwäldern kann ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Wir verweisen deshalb aus aktuellem Anlass an dieser Stelle auf wichtige Stellungnahmen des BUND Bundesverbandes, die hier im pdf-Format heruntergeladen werden können:

Waldschutz ist Klimaschutz. Deutschlands Umgang mit seinen Wäldern ist kein Vorbild für Kopenhagener Verhandlungen. Siehe Pressemitteilungen des BUND Bundesverbandes unter www.bund.net

BUND Hintergrundpapier Wald

 

 



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