Sind Nistkästen im Garten sinnvoll?

Amsel, Drossel, Fink und Star leben zur Freude vieler Menschen in ihrer nächsten Nachbarschaft. Aber gerade viele unserer heimischen Singvögel leiden immer stärker an der zunehmenden Zerstörung ihrer Lebensräume und dem Rückgang an geeigneten Nistplätzen.

Für unsere häufigsten Höhlenbrüter, z.B. Stare oder Meisenarten, ist es recht einfach, einen Nistkasten als Bruthöhle im eigenen Garten oder Hof anzubieten. Allerdings muss das natürliche Umfeld stimmen, damit die Vögel ausreichend tierische Nahrung zur Aufzucht ihrer Brut finden - sonst hilft der beste Nistkasten nicht!

Foto: selbst gefertigter Höhlenbrüter-Nistkasten aus einem alten Ast, der ausgehöhlt wurde.

Plädoyer für ein bisschen Wildnis

Ein scheinbar "unaufgeräumter" Garten mit naturnahen, fachgerecht gepflegten Gehölzpflanzungen, wo Laub liegen bleiben kann und Wildkräuter wachsen dürfen, hilft Insekten und Vögeln, auch in der Stadt einen Lebensraum zu finden. Wer so nützlichen Insekten und Spinnen Rückzugsräume z.B. für die Überwinterung bietet, trägt gleichzeitig dazu bei, dass so genannte "Schädlinge" in Schach gehalten werden. Auf diese Weise kann die Natur sich besser selbst regulieren. In Hannover gibt es ca. 20.000 Kleingärten, das entspricht etwa 5 Prozent des Stadtgebiets - ein beträchtliches, aber noch viel zu wenig genutztes Potenzial für den Natur- und Artenschutz!

Heimische Gehölze und Pflanzen für Fink & Co.

Nicht nur naturnahe Ecken, sondern das Pflanzen heimischer Büsche und Bäume bietet Vögeln Nahrung und zugleich Schutz zu jeder Jahreszeit. Auf Hainbuchen, Hartriegel, Linden und Liguster leben die Raupen von Kleinfaltern und auch Blattläuse, die Lieblingsspeise vieler Jungvögel. So dienen Vögel durch die Brutaufzucht ebenfalls der Reduktion von "Schadinsekten". An einheimischen Arten wie dem Holunder leben hundert unterschiedlicher Insektenarten. Exotische Bäume und Sträucher wie die oft gepflanzten Koniferen werden gar nicht oder nur von sehr wenigen Insekten aufgesucht. Auch die beliebte Forsythie, die vor ca. 100 Jahren aus Ostasien bei uns eingeführt wurde, ist nicht einmal im Frühjahr während ihrer Blütezeit für Insekten attraktiv.

Aber nicht nur Insektenspeise sollte ein Garten bieten: Beerensträucher liefern nahrhafte Leckerbissen für viele Vogelarten. Der Hit für viele Vögel ist die bekannte Vogelbeere, aber auch Holunderbeeren, Weißdorn oder Schlehen sind beliebt. Die Früchte des Pfaffenhütchens gelten als "Rotkehlchenbrot". Gerade im Spätsommer wird reifendes Obst von vielen Arten gerne zur Ergänzung des Speiseplans genommen. Daher sollte Fallobst einige Tage ruhig liegen gelassen werden.

Gärten natürlich gestalten

Mit einer naturnahen Gartengestaltung lässt sich ebenfalls viel für Vögel tun. Wichtig sind möglichst viele Bäume, Büsche und Hecken als Schutz und Unterschlupf. Besonders Jungvögel brauchen schützendes Buschwerk, wenn sie nach dem Verlassen der Nistkästen noch etwa zwei Wochen in der Obhut ihrer Eltern ihre ersten Flugversuche starten.

Nach kurzer Zeit werden sich in einem naturnahen Garten viele Tiere von alleine ansiedeln. Und wer Glück hat, wird mit dem Gesang einer Nachtigall belohnt.

Achtung bei Fassadenrenovierung an ihrem Gartenhaus!

Viele Vögel brüten gerne an Gebäuden und in Nischen: z.B. nisten und schlafen Sperlinge gerne in Ritzen von Welldächern, die außen Einschlupflöcher zulassen. Eine allzu gründliche Renovierung von Gartenhäusern zieht oft den Verlust von Nistmöglichkeiten für Vögel, aber auch für Fledermäuse nach sich. Auch unter dem Dach lassen sich Nisthilfen einrichten, z.B. durch Anbringen von Nistkästen oder Offenhalten von Nischen und Ritzen, die der Laube keinen Abbruch tun. Wer nicht nur am Gartenhaus, sondern am Wohnhaus Lebensräume und Nistmöglichkeiten für Vögel schaffen möchte, erfährt mehr unter Mauersegler und Gebäude bewohnende Arten.

Wie viele Nistkästen aufhängen?

Grundsätzlich kommt es darauf an, wie naturnah die Umgebung ist, denn davon hängt das Nahrungsangebot für die Vögel ab. Bei einer Kleingartengröße von ca. 500 qm kann man durchaus 5 bis 6 Nistkästen anbringen. Dabei sollte nicht eine bestimmte Vogelart durch entsprechende Fluglochgrößen bevorzugt werden, sondern Kästen mit unterschiedlich großen Öffnungen für verschiedene Arten wie Blaumeisen (26 mm), Sperlinge (32 mm) und andere Vögel anbieten.

Wie werden Nistkästen aufgehängt?

Die Morgensonne sollte das Einflugloch bescheinen. Daher ist eine Südostausrichtung ideal. Es sollte nicht in das Loch hinein regnen, daher bietet sich ein Dachüberstand von 3 bis 5 cm an. Ebenso muss der Kasten regendicht, also gut verarbeitet sein. Das Einflugloch kann in Augenhöhe oder in 2-3 m Höhe aufgehängt werden, wenn Störungen durch vorbeilaufende Menschen etc. zu erwarten sind. Ganz wichtig ist, dass die Kästen frei an Baumstämmen oder Ästen hängen, damit sie für Katzen und sonstige Räuber unzugänglich sind. Es sollte möglich sein, die Kästen zur Reinigung im Herbst abzuhängen. Also noch bevor ein Vogel hier sein Winterquartier bezieht. Dann werden sie von schädlichen Untermietern (Milben, Ohrenkneifern u.a.) befreit und können danach wieder aufgehängt werden. Außerdem sollten alte Nester vollständig entfernt werden, denn die Vögel bauen jedes Mal ein neues Nest. Die Brut würde sonst von Jahr zu Jahr höher liegen, und Räuber wie Eichelhäher und Elstern hätten es dann besonders leicht, die Jungvögel herauszuholen. Eine Ausnahme sind die Nester oder Nistkästen der an hohen Gebäuden brütenden Mauersegler. Diese Brutplätze werden niemals gesäubert; die Tiere erledigen das selbst.

Tipps beim Kauf von Nistkästen

Bevorzugen Sie Kästen aus Holzbeton oder Holz mit einer Stärke von 20mm, wie sie von spezialisierten Firmen angeboten werden.

Hängen Sie auf keinen Fall Nistkästen aus PVC-haltigem Kunststoff auf! Intensiviert durch Sonneneinstrahlung, dünsten aus dem PVC Weichmacher aus, die schädlich für die Tiere sind. Außerdem verhindert PVC im Gegensatz zu atmungsaktivem Holz oder Holzbeton, dass Feuchtigkeit entweichen kann.

Tipps für den Selbstbau von Nistkästen:

Eigenschaften des zu verwendenden Holzes: Dicke: mind. 20 mm, als Schutz vor starken Temperaturschwankungen während der Brutzeit.

Geeignete Hölzer: Kiefer, Fichte, Erle, Eiche; ungeeignet sind Weichhölzer wie Pappel.

Holzoberfläche: Das Holz sollte sägerau sein (sogenanntes "Schalungsholz"), damit die Vögel sich beim Ein- und Ausflug festkrallen können.

Holzschutz: Das Holz kann unbehandelt bleiben oder mit einem für Mensch und Tier unbedenklichem Wetterschutz von außen imprägniert werden, beispielsweise mit Leinölfirnis streichen. Achtung: Viele Holzschutzmittel sind nicht nur für Vögel gesundheitsschädlich!   

Verarbeitung: In Nistkästen ist Zugluft zu vermeiden. D.h. die Verarbeitung sollte sehr sorgfältig vorgenommen werden. Sogenanntes Schwalbenschwanznageln bringt Stabilität; der Nagel wird einmal mit einer leichten Links- und der nächste mit einer leichten Rechtsneigung eingehämmert.

Meisenkasten Bauanleitung

Büchertipps:

"Naturschutz beginnt im Garten" - Ökologischer Nutzgarten - naturnaher Ziergarten. Hrsg.: BUND (erhältlich beim BUND Region Hannover in der Geschäftsstelle auf Anfrage)

"Bäume und Sträucher für Hannover". Hrsg.: Stadt Hannover, erhältlich: Fachbereich Umwelt und Stadtgrün

"Ein Garten für Vögel". Reinhard Witt, Kosmos Verlag Stuttgart, 1999
Workshop Nisthilfenbau



Arbeitsgruppe Garten naturgemäß

Kontakt:
Sibylle Maurer-Wohlatz
smw@nds.bund.net
und Astrid Groß, Susanne Leibold, Gerd Wach (Fachberater)

Treffen:
nach Vereinbarung in einem Garten eines Mitglieds der Arbeitsgruppe

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