BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


Moorschutz aktuell

Moorschützer schlägt Alarm: EU Life+ Natur Projekt „Hannoversche Moorgeest“ kommt nicht voran

Vorstand und Mitglieder des BUND Region Hannover machen sich ein Bild vom (noch) besten Hochmoor Niedersachsens

2. September 2018. Moorschutz ist Natur- und Klimaschutz zugleich und sollte auf der politischen Agenda ganz oben stehen – eine Botschaft, die Viele nach einer BUND-Exkursion in die Hannoversche Moorgeest am ersten Septembersonntag mit nach Hause genommen haben. Nach einer kurzen Einführung in das komplexe Thema im Moorinformationszentrum MOORiZ in Wedemark-Resse ging es bei schönstem Spätsommerwetter in das Vorzeige-Hochmoor „Bissendorfer Moor“ zwischen Kaltenweide und Resse. Nach einem 15-minütigen Fußmarsch durch einen urwüchsigen Moorwald zu einem Aussichtsturm am südlichen Rand der Kernzone tat sich die beeindruckende Weite eines Hochmoores auf. „Das hier ist das am besten erhaltene Hochmoor in ganz Niedersachsen“, erklärte Ludwig Uphues, langjähriger Sprecher des „Aktionskreises Hannoversche Moorgeest“ und Moorschützer der ersten Stunde, den Besuchern, zu denen auch der Vorsitzende des BUND Region Hannover Gerd Wach, Vorstandsmitglied Cornelia Booß-Ziegling und die Geschäftsführerin der Kreisgruppe, Sabine Littkemann, zählten... weiterlesen...

Fotos: Sabine Littkemann

Blick vom Südturm auf das baumfreie und stellenweise noch uhrglasförmig aufgewölbte Zentrum des Bissendorfer Moores
Ein beliebtes Ausflugsziel: der Südturm
Am Zentrum des Bissendorfer Moores angekommen: Moorschützer Uphues erläutert eine Infotafel zum Schutz und zur Entwicklung des Hochmoores
Hochmoor-Flora leicht gemacht: Ludwig Uphues zeigt typische Hochmoor-Pflanzen, darunter auch ein kleine Moorbirke
Immer wieder schön: der Rundblättrige Sonnentau,eine fleischfressende Pflanze, die sich auch in norddeutschen Hochmooren wohlfühlt
Hochmoorschutz ist auch Klimaschutz - der BUND setzt sich dafür ein, dass es Ausblicke wie diesen auch in Zukunft gibt

Hochmoorschutz

Hochmoore sind über Tausende von Jahren natürlich gewachsen und haben einen grundwasserunabhängigen eigenen Wasserkörper. Sie können daher Starkregen aufsaugen und Hochwasserereignisse auf natürlichem Wege puffern.

In Hochmooren wird mehr Kohlendioxid gespeichert als klimawirksame Gase emittiert werden. Hochmoore sind also eine Kohlenstoffsenke, indem Torfmoose kontinuierlich unter Wasser abgesenkt und als Torf gespeichert werden. 

Der Erhalt und die Renaturierung von entwässerten Hochmooren könnten somit hier bei uns in der Hannover Region, aber auch in Niedersachsen und weltweit entscheidend zum Klimaschutz beitragen. Umgekehrt ist die Entwässerung von Hochmooren, die Nutzung von Hochmoorflächen für die Landwirtschaft, die Abholzung von Wäldern auf Hochmoorflächen - insbesondere in den Tropen - ein bislang unterschätzter Faktor zum Aufheizen unserer Atmosphäre! Kohlenstoffspeicher aus Jahrhunderten und

Jahrtausenden werden in wenigen Jahrzehnten als Klimagase emittiert und tragen entscheidend zum Klimawandel bei!

Hochmoore haben eine eigene Flora und Fauna - hochspezialisiert und weltweit in Gefahr!! Hochmoorschutz ist damit Lebensraumschutz stark bedrohter Tier- und Pflanzenarten und ihr Schutz internationale Verpflichtung im Rahmen des Abkommens zur Erhaltung der biologischen Vielfalt!

Hochmoore - 10.000 Jahre alt

Hochmoore waren einst prägende Naturlandschaften in den nördlichen und östlichen Tiefebenen Europas. Sie haben sich seit dem Rückzug der eiszeitlichen Gletscher in den letzten 10.000 Jahren gebildet. Bis ins 19. Jahrhundert wurden Moor und Heide zu Äckern und Grünland kultiviert, entwässert und besiedelt. Aber erst im 20. Jahrhundert wurden unsere Hochmoore großfl ächig durch industriellen Torfabbau zerstört, sodass es heute natürliche Hochmoore nur noch in Relikten gibt.

Das Niedersächsische Moorschutzprogramm

1981 stellte das Niedersächsische Moorschutzprogramm die letzten naturnahen Hochmoore unter Naturschutz. Die abgetorften Flächen dürfen nicht mehr wie in der Vergangenheit landwirtschaftlich genutzt, sondern müssen wiedervernässt und renaturiert werden. Beim industriellen Abbau ist eine Resttorfschicht von 50 Zentimeter Hochmoortorf zu erhalten, die nach der Wiedervernässung durch Regenwasser ein neues Wachstum von Torfmoosen ermöglicht. Nur so ist eine natürliche, neue Hochmoorentwicklung zu erzielen.

Eine Renaturierung ist bislang auf über 12.000 ha in Niedersachsen umgesetzt worden. Viele ehemalige industrielle Torfabbauflächen sind heute  großflächige, offene Landschaftsteile mit Hochmoorvegetation.

Trotz sichtbarer Erfolge nach 30 Jahren Hochmoorschutz brauchen diese Flächen viel Zeit für ihre natürliche Entwicklung, bis intakte Hochmoore wie einst entstehen. Wenige Menschengenerationen haben nahezu den gesamten Torf verbraucht, der in ca. 10.000 Jahren in unseren Hochmooren gewachsen ist!

Ursachen der Hochmoor-Zerstörung

Die Besiedlung der Hochmoore war ab 1785 unter Friedrich dem Großen staatliches Programm. Hochmoore wurden mit dem Ziel entwässert, die „Wüsteneien“ zu fruchtbarem Land zu machen. Als Folge der Entwässerung stirbt das Ökosystem, der Körper bleibt als Torfl agerstätte übrig. Torf wurde früher als Brennstoff (Schwarztorf) und Torfstreu (Weißtorf) genutzt und ist heute überwiegend Bestandteil von Erden und Substraten. Aber Torf wird vor allem durch landwirtschaftliche Nutzung auf Hochmoorböden biologisch abgebaut! Dies betrifft 60 Prozent der ehemaligen Hochmoore. Die entwässerten Flächen verlieren durch Humifizierung und Oxidation des organischen Materials ein Zentimeter Torf pro Jahr unter Grünland, bis zwei Zentimeter unter Acker. Nach 100 Jahren ist die in 3.000 Jahren aufgebaute Weißtorfschicht vollständig verbraucht .

Klima Hotspot Moorböden

Hier ist der aktuelle Standpunkt des BUND Bundesverbandes "Moorschutz - ein Beitrag zum Klima- und Naturschutz" als pdf. downzuloaden

Der Ende 2011 erschienene Forschungsreport "Klima-Hotspot Moorböden"des Instituts für agrarrelevante Klimaforschung des Johann Heinrich von Thünen-Instituts - Braunschweig ist hier mit freundlicher Genehmigung als pdf. zum Download verfügbar.

Moorschutz und Ökologische Schutzstation Steinhuder Meer

In der Region Hannover setzt sich die Ökologische Schutzstation Steinhuder Meer - die von BUND, FAM und NABU - Mitgliedern  gegründet wurde - aktiv für den Hochmoorschutz und den Lebensraum Hochmoor ein:

Ökologische Schutzstation
Steinhuder Meer e.V.
Hagenburgerstraße 16
31547 Rehburg-Loccum OT Winzlar
Telefon: 05037/9676
http://www.oessm.org

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Quelle: http://archiv-hannover.bund.net/themen_und_projekte/moorschutz/