Eine schnellere Wiedervernässung der Torfkörper wäre auch aus Klimaschutzgründen wünschenswert gewesen. Intakte Moore sind Stoffsenken. Durch Entwässerung hingegen und die damit verbundene Sauerstoffzufuhr werden die Torfe zersetzt. Es kommt zu dem sogenannten „Torfschwund“ (ein bis zwei cm pro Jahr). Verbunden mit den durch die Entwässerung verbundenen Sackungen haben unsere Moore über die Jahrzehnte nennenswerte Höhenverluste erlitten. Schwerwiegender ist allerdings die Freisetzung des klimaschädlichen CO2 bei diesen Abbauprozessen. Fachleute haben berechnet, dass etwa fünf bis sechs Prozent unserer CO2-Emissionen auf die Zersetzung von Nieder- und Hochmoortorfen zurückzuführen sind. Mit Blick auf den Klimaschutz wäre eine schnelle Wiedervernässung der Moore und damit die Fixierung der Torfe unter Wasser geboten.
Auch im Rahmen der Diskussion um Klimaschutzmaßnahmen in der Region Hannover werden die Klimaschutzpotentiale in Bezug auf Maßnahmen zum Moorschutz leider immer noch unterschätzt. Der BUND setzt sich deshalb dafür ein, dass der Treibhausgas-Aspekt mit Bezug auf alle Moorflächen in der Region bearbeitet wird.
In einigen Mooren sind bereits Wiedervernässungsmaßnahmen durchgeführt worden. Die Faunistische Arbeitsgemeinschaft Moore war dabei z.B. im Bissendorfer-, Otternhagener- und Helstorfer Moor maßgeblich mit beteiligt. Dennoch sind selbst in diesen wichtigen Mooren die Voraussetzungen für eine effektive Wasserrückhaltung nicht oder nur bedingt gegeben. So ist z.B. bislang nur für das Bissendorfer Moor ein wasserrechtliches Verfahren durchgeführt worden als Voraussetzung für Maßnahmen zur Wiedervernässung. Es ist zu hoffen, dass mit dem Großschutzprojekt „Hannoversche Moorgeest“ in absehbarer Zeit die vorhandenen Torfkörper umfassend unter Wasser gelegt werden können. Damit würden nicht nur naturschutzfachliche, sondern auch klimarelevante Ziele erreicht werden.
Neben den genannten Mooren gibt es in der Region aber noch weitere Torfkörper, die darauf „warten“, nass gemacht zu werden. Sie werden nach wie vor durch das für den bäuerlichen Handtorfstich installierte Grabensystem entwässert, wodurch 1 bis 2 cm Torf pro Jahr zersetzt und ca. 25 t CO2 pro Hektar ha pro Jahr freigesetzt werden. Das gilt z.B. für das Altwarmbüchener-, das Oldhorster-, das Evenser Moor, aber auch für die Moorflächen westlich von Schneeren.
Der BUND ist der Auffassung, dass es entsprechend dem heutigen Wissen, wonach Moorschutz zugleich Klimaschutz bedeutet, es in Bezug auf die Vernässung von Torfen gewichtige Gründe gibt, bei allen Moorflächen in der Region zu prüfen, was im einzelnen getan werden kann. Für alle Moore wären wasserrechtliche Verfahren eine erste entscheidende Voraussetzung für notwendige Staumaßnahmen. In Busch- und Baumbestand von degenerierten Moorflächen hingegen sollte eher begrenzt eingegriffen werden. Priorität hätte die Vernässung der Torfkörper.
Vorerst bleibt das Engagement der ehren- und hauptamtlichen Naturschützer (Faunistische Arbeitsgemeinschaft Moore und Untere Naturschutzbehörde) in den nordhannoverschen Mooren unverändert notwendig, wenn der „biologische“ Status quo in den Mooren erhalten und die Vernässung von Torfen fortgesetzt werden soll. Es wird weiterhin Pflegeeinsätze geben müssen, bei denen Hilfe jederzeit willkommen ist! Wer am Moorschutz Interesse hat, kann sich im Winterhalbjahr (September bis Februar) an den Arbeiten im Moor beteiligen. Diese finden jeweils an Samstagen statt. Einzelheiten hierzu können Sie dem Veranstaltungskalender entnehmen.
Dr. Reinhard Löhmer (FAM / BUND)