Im Zuge der Energiewende ist in Deutschland der Neubau von mehr als 2.000 Trassenkilometern für die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) als Freileitungssystem geplant. Auch wenn seitens des BUND bis heute in Frage gestellt wird, ob tatsächlich 2.000 Kilometer neue Stromleitungen für die Energiewende erforderlich sind, stellt sich im Grundsatz die Frage, ob Erdkabel eine Alternative zu Freileitungen darstellen. Das könnte überall dort relevant sein, wo die Trasse in geringer Entfernung zu Wohnbebauung verlaufen soll oder wo sich sensible Gebiete mit einem wertvollen Bestand an Rast- oder Großvögeln oder Landschaftsschutzgebiete mit einem hohen Erholungswert befinden.
Zurzeit sollen gemäß Bundesbedarfsplan für den Stromnetzausbau Erdkabel nur auf kleinen Teilstrecken zum Einsatz kommen. Ob sich die Vorgaben durch das Bundesgesetz ändern werden, hängt sicherlich auch* davon ab, inwieweit die Umweltvorteile von Erdkabeln optimiert und die Kosten reduziert werden können. Auf der Veranstaltung am Donnerstag, den 26. März wird uns deshalb Sebastian Stadler von ABB die neue Generation von Erdkabeln vorstellen, mit denen dies möglich sein könnte. Das durch ABB entwickelte kunststoff-isolierte (oder XLPE-)Kabelsystem für Gleichspannungen bis 525 Kilovolt (kV) wurde im August 2014 erstmals vorgestellt. Im Vortrag soll es um die Eigenschaften dieses Kabels sowie die Vorteile gegenüber des auf dieser Spannungsebene eingesetzten masse-imprägnierten Kabelsystems gehen. Durch das von ABB entwickelte 525 kV-XLPE-Kabel ergeben sich beispielsweise Einsparpotenziale hinsichtlich Ressourcen, Kosten und Zeit.
In der Diskussion gab es zwei interessante Statements:
Der Referent wurde gefragt, ob ABB technisch in der Lage wäre, SuedLink in weiten Teilen als Erdkabel zu verlegen, auch mit Blick auf die neue Technologie des XLPE-Kabelsystems und dies wurde bejaht.
Der zweite Aspekt, der aus dem Publikum von Prof. Dr. Axel Priebs zur Diskussion gestellt wurde und auf allgemeine Zustimmung stieß war folgender: Wenn in weiten Strecken SuedLink in Erdverkabelung möglich ist, dann müsste die Trassenfindung noch einmal neu konzipiert werden, denn die jetzige Zickzackplanung für eine Freileitung könnte dann auf Basis der neuen Erdkabeltechnologie platzsparend entlang von bestehenden Trassen (DB Trassen, teilweise Bundesautobahnen) erfolgen, was auch zur Verkürzung der Gesamttrasse führen kann. Damit wäre eine solche Trasse auch wirtschaftlich günstiger als zurzeit angegeben.
Der Vortrag von Sebastian Stadler von ABB ist hier als download erhältlich.
Mehr Informationen auf der Website von ABB.
*Sowohl das Verlegen von Erdkabeln als auch Pfeiler für Strommasten stellen einen schwerwiegenden Eingriff in den Boden dar. Wir haben bereits auf der Veranstaltung "Bodenschutz beim Verlegen von Erdkabeln" mit einem Vertreter des LBEG diskutiert, dass bei allen Eingriffen in den Boden der Bodenschutz zu beachten ist und eine bodenkundliche Baubegleitung erforderlich ist.