Die besondere Fruchtbarkeit der Terra Preta - Böden erklärt sich auch aus dem ganzheitlichen Aspekt dieser alten Kulturtechnik einer über Generationen entwickelten Misch- und Waldgartenkultur der alten Völker in Verbindung mit dieser stark durch Nährstoffe angereicherten Pflanzenkohle und einem Boden, dem kontinuierlich über Jahrhunderte frisches organisches Material als Mulch sowie neben Asche und Pflanzenkohle, Knochen, Gräten und tierischer und menschlicher Urin und Kot zugefügt wurde. So entstand ein in sich geschlossener organischer Stoffkreislauf, der bis heute wirksam das Pflanzenwachstum fördert.
Die uns so unberührt anmutenden Wälder Amazoniens waren einmal in großen Teilen auch Kulturlandschaften, jedoch ohne dass die Artenvielfalt und Reichhaltigkeit dieser Regenwälder zerstört wurde. In und mit der Natur zu leben: Davon können Menschen in aller Welt noch heute lernen. In den Waldgärten konnte offensichtlich so viel Gemüse und Obst produziert werden, dass große Städte an den Flüssen Amazoniens entstanden sind. Es konnten also durch ein besonders durchdachtes intensives Waldgartensystem in verschiedenen Etagen (Wurzelgemüse, Milpa-Mischkultur, halbhohe Obstbäume, Schattenbäume, Nüsse, Lianen) ein Überschuss an Nahrungsmitteln rund um das Jahr erzeugt werden und dank der fruchtbaren Terra Preta-Böden sehr nachhaltig:
Die Holzkohle war wahrscheinlich ein "Abfall-"produkt beim Kochen mit Holz und beim kontrollierten Abbrennen von Unterholz. Zusammen mit der Asche wurde diese wertvolle Pflanzenkohle von den alten Völkern wahrscheinlich auch zur Hygienisierung von Fäkalien in den großen Urwaldsiedlungen genutzt. Die Zugabe von Pflanzenkohle und eine durch Milchsäurebakterien angeregte Fermentation kann die Vermehrung von Krankheitserregern vermeiden, indem ein Milieu geschaffen wird, in dem sie sich nicht weitervermehren können. So konnte möglicherweise der Ausbreitung von Krankheitserregern und damit Seuchen vorgebeugt werden, denn wie hätten sich sonst Siedlungen mit so vielen Einwohnern im tropischen Amazonasklima entwickeln können?
Bei der Erforschung der Terra Preta - Böden wurden viele, sehr große Tonkrüge gefunden. Diese dienten diese neben der Aufbewahrung und Konservierung von Lebensmittel auch dazu, Exkremente und organische Abfälle zu sammeln, angereichert mit Kohle. Möglicherweise spielte dabei auch die Fermentation durch Milchsäurebakterien eine Rolle; so ist es bis heute Brauch in indigenen Gemeinden, fermentierte Getränke in Krügen herzustellen und sich bei der Mutter Erde mit einem Schuss fermentierten Chicha-Getränkes zu bedanken. Die Fermentation ist eine uralte Kulturtechnik, um Lebensmittel zu konservieren (Sauerkraut). So ist es naheliegend, dass die Fermentationstechnik auch für die Behandlung von Fäkalien eingesetzt wurde.
Über Generationen hatte sich so eine Kulturtechnik entwickelt, die mit aufgeladener Pflanzenkohle und einer perfekten organischen Kreislaufwirtschaft besonders fruchtbare Böden mit einem sehr hohen Humusgehalt ermöglicht hat. Dieses Wissen im Einklang mit der Natur und ohne Agrochemie zu gärtnern könnte heute eine Chance zur Ernährungssicherung vieler Völker mit bäuerlich, ländlichen Strukturen sein und vielleicht auch Chance im Rahmen von Urban Gardening noch höhere Erträge für die Ernährung der Menschen in großen Städten zu erzielen.