Während in Deutschland es immernoch Blockaden gibt, Pflanzenkohle als Trägerstoff für Düngemittel allgemein zuzulassen, ist die Anwendung weltweit bereits verbreitet: In Asien ebenso wie in den USA, in Australien, in Afrika oder natürlich von Mittel- bis Südamerika ist diese alte Kulturtechnik im Aufwind. Weltweit erforschen Wissenschaftler die enormen Potentiale von Pflanzenkohle (biochar) nicht nur zur Erhöhung der Humusgehalte und Bodenfruchtbarkeit, sondern auch, um Schadstoffe effektiv zu binden, Wasser zu reinigen oder Pflanzenkohle als Baustoff einzusetzen, beispielsweise um Zement leichter und effizienter zu machen. Auch die Pyrolisierung von Klärschlamm hilft, organische Schadstoffe wie Pestizide, Medikamentenrückstände u.a. zu zerstören und gleichzeitig wertvolles Phosphat wieder verfügbar zu machen und den Kohlenstoff aus dem Klärschlamm - statt ihn zu verbrennen - wieder in den Boden zu bringen. Weltweit sind Wissenschaft und Anwender im IBI - International Biochar Initiative - zusammengeschlossen; in Deutschland im Fachverband Pflanzenkohle.
Uns interessiert hier vor allem der Boden: Mit Hilfe der Terra Preta - Technik zeigen die vielen Akteure des weltweiten Netzwerkes, wie auf kleiner Fläche hohe Erträge erwirtschaftet werden können und dabei alle organischen Stoffe im Kreislauf geführt werden. Pflanzenkohle, die möglichst aus dem jährlichen Heckenschnitt (Landschaftspflege), Holz aus Sturmschäden, dem Fällen invasiver Gehölze (zum Beispiel in tropischen Ländern) oder anderer unbelasteter organischen Resten durch Pyrolyse hergestellt wird, spielt dabei eine zentrale Rolle. Ein System, das weltweit fast preisneutral die eigene Herstellung von Pflanzenkohle ermöglicht, ist das von Hans-Peter Schmidt und Kollegen entwickelte KonTiki-System. Zwei Jahre lang wurde es in vielen kleinbäuerlichen Regionen Nepals in verschiedenen klimatischen Zonen praktisch getestet und hat sensationelle Erfolge erbracht.
Nach der Herstellung von Pflanzenkohle z.B. in einer KonTiki wird sie in einem zweiten Schritt aufgeladen: Entweder indem sie mit wertvollem flüssigen Dünger (oder Gülle, Urin) abgelöscht wird oder mit sonstigen organischen Abfällen (Gemüsereste, Rasenschnitt, Mist, Laub) kompostiert wird und so reift und mit Nährstoffen aufgeladen wird. Die große Oberfläche von Pflanzenkohle und ihre besonderen Eigenschaften binden Nährstoffe in großer Menge und bieten zudem Mikroorganismen wie Pilzen ein Habitat, die das Bodenleben fördern. Neben dem Speichereffekt für Nährstoffe (Stickstoff (N), Phosphat, Kalium, Calcium u.a.) wird insbesondere in sandigen Böden die Wasserhaltefähigkeit verbessert. Durch die Mitkompostierung von Pflanzenkohle entstehend Pflanzenkohle-Ton-Humus-Komplexe, die entscheidend den Boden verbessern.
Da am Anfang in der Regel immer nur wenig wertvolle aufgeladene Pflanzenkohle zur Verfügung steht, ist es sinnvoll, diese gezielt einzusetzen: Nicht dünn über eine große Fläche streuen, sondern konzentriert und gezielt z.B. in die Saatrillen von Mais; als Unterfußdüngung von Kartoffeln, Zwiebeln oder Obstbäumen.
Die Anwendung der Terra Preta-Technik ist für viele Klimazonen sinnvoll und möglich; nicht - wie ursprünglich gedacht - nur in tropischen Zonen. Bereits in Klostergärten, bei den Vikingern und vielen anderen Kulturen gab es darüber viel Wissen. Dies ist aber offensichtlich vielerorts verloren gegangen ist und wird nun durch Wissenschaftler an vielen Orten wieder entdeckt und erforscht.
Es ist also auch eine hervorragende Chance für unsere gemäßigten Zonen, um organische Stoffe im Kreislauf zu führen und um auf den Einsatz von Chemie weitestgehend zu verzichten. Gerade deshalb werden diese uralten - neuen Ideen von denjenigen besonders bekämpft, in Frage gestellt, verunglimpft und kritisiert, die Sorge haben, dass sie dauerhaft hier einen Absatzmarkt verlieren könnten!
Welche Chancen in unseren Klimazonen der Einsatz von Pflanzenkohle hat zeigen folgende Links:
Whitepaper: Pflanzenkohle in der Tierfütterung
Nährstoffbindung in Gülle
Chiemgauer Schwarzerde
Sonnenerde - Kompostwerk und Pflanzenkohle in Österreich
Terra Preta Herstellung im Garten
Bei Rückfragen: smw@nds.bund.net