Nisthilfen: Selber machen!

Etwa ein Viertel aller Bienen sind Kuckucksbienen: Sie kümmern sich selbst nicht um ihre Brut, sondern schmuggeln ihre Eier in fremde Nester. Von den nistenden Bienen graben sich 75% (!) ins Erdreich ein. Das lässt ahnen, welch verheerende Wirkung die zunehmende Flächenversiegelung und die Intensivierung der Landwirtschaft auf die Bienenvielfalt hat! Literaturtipp dazu: "Wildbienenschutz - von der Wissenschaft zur Praxis". Doch auch die überirdisch nistenden Wildbienen leiden unter zunehmender Wohnungsnot. Ihnen kann geholfen werden, aber nicht mit den schicken "Bienenhotels" aus dem Baumarkt. Billiger und besser: Nisthilfen selber machen!

Die restlichen 25% der nistenden Bienen besetzen vorhandene Insekten-Fraßgänge in Hölzern oder nützen andere Hohlräume, nagen sich selbst Gänge in morsches Holz oder markhaltige Pflanzenstängel, besetzen leere Schneckenhäuser, übernehmen Pflanzengallen oder mauern sich ihr Nest an Steinen und Felswänden. Auf dem Foto arbeiten eine Blattschneiderbiene (links) und eine Löcherbiene Kopf an Kopf. Damit ist bereits angedeutet, wie wir den Wildbienen und Wespen bei der Suche nach einem Nistplatz helfen können:

Bienenfreundliche Blütenpracht
Bienenfreundliche Blütenpracht

Zuallererst mit einem ausreichenden Nahrungsangebot durch eine vielfältige, einheimische (!) Blütenfülle auf Balkon und Garten vom zeitigen Frühjahr bis zum Herbst.
Literaturtipp dazu: "Natur für jeden Garten" und "Das Wildpflanzen Topfbuch", beide von Reinhard Witt.

Eine Nisthilfe ohne Blüten im Umfeld macht nur wenig Sinn. Denn viele der kleinen Wesen haben einen Flugradius von nur wenigen hundert Metern. Doch selbst im Minigärtchen und auf Balkonien kann ihnen was Lebenrettendes blühen!

Die Bodennister brauchen natürlich Zugang zum Erdreich. Wohl dem der einen Garten hat und dort nicht nur Gras und Koniferen wachsen lässt! Aber selbst Balkonkästen können eine Zuflucht bieten. Und manche Hautflügler nehmen schon mit den kleinsten Ritzen zwischen den Pflastersteinen vorlieb, sofern diesen die chemische Keule erspart bleibt...

Totholzhaufen am Badebornteich
Totholzhaufen am Badebornteich

Für Totholzbewohner, die sich ihre Brutstätte selbst nagen, sollten abgestorbene Bäume oder zumindest die morschen Stümpfe und alte Holzklötze bis zur völligen Verrottung liegen bleiben, wie hier am Badebornteich. Bienen sind dabei allerdings auf die Vorarbeit von Käfern und deren verlassene Fraßgänge angewiesen; nur die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) schafft es, sich selbst ins morsche Totholz reinzubeißen.

Mehrere Bienenarten sind jedoch in der Lage, ihre Nistgänge in markhaltige Stängel (Brombeeren, Disteln, Königskerzen u.a.) zu nagen, sofern diese einzeln und senkrecht (!) in der Landschaft stehen oder irgendwo entsprechend befestigt sind.

Schornsteinwespen am Badebornteich

Für die Steilwandbrüter ist eine mit Lehm oder Löß verfugte Natursteinmauer attraktiv. Ersatzweise wird ein entsprechendes Gemisch etwa 10 cm dick in eine Holzkiste oder einen Blumenkasten gefüllt und nach dem Trocknen senkrecht aufgestellt. Dafür eignet sich ein Produkt namens Claytec (Lehm-Oberputz fein Flachs), das es in gut sortierten Baufachgeschäften gibt; evtl. noch etwas sehr feinen Sand untermischen. In das noch feuchte Material (oder später mit dem Bohrer) sollten ein paar etwa 4-5 cm tiefe und 5-8 mm breite Löcher angebracht werden; dies lockt die Tierchen an und reizt sie zum Weitergraben. Allerdings nur dann, wenn die Mischung nicht zu hart wird, sondern sich mit dem Fingernagel leicht einritzen lässt. Der Hersteller empfiehlt beim Anmischen 20% Wasser. Nach unserer Erfahrung darf es auch ein kleines bisschen mehr sein. Aber ohne Garantie... 

Nisthilfe am Badebornteich: 6.4.2019
Nisthilfe am Badebornteich: 6.4.2019

Für die Hohlraumbewohner lassen sich Nisthilfen aus Holz leicht selbst anfertigen. Das ist allemal besser (und billiger), als sich ein sog. "Bienenhotel" aus dem Baumarkt zu holen, das in aller Regel völlig untauglich ist. Denn darauf sollte beim Bau (und Kauf) geachtet werden: Nur Harthölzer wie Esche, Buche, Eiche etc. sind geeignet - keine Fichte! Gebohrt wird nicht in die Schnittfläche, sondern gegen die Maserung in die (entrindete) Stammaußenseite. Durchmesser 2- 8 mm, vor allem jedoch  3-6 mm; die Bohrtiefe entspricht der Bohrerlänge. Rückstände restlos entfernen und Ränder sorgfältig abschmirgeln.

Alternativ eignen sich auch waagerecht gebündelte Bambus- oder Schilfröhrchen, die durch einen Stängelknoten verschlossen sein müssen. Gut angenommen werden auch Niststeine, wie das Foto rechts unten zeigt. Dieser Stein am Badebornteich (Foto oben) war schon drei Wochen später weitgehend durch Mauerbienen besetzt.

Beobachtungs-Nisthilfe mit 3 Arten

So interessant und spannend es auch ist, das Treiben der Wildbienen an Nisthilfen zu beobachten, bleibt doch leider im Verborgenen, was sich drinnen in den Niströhren abspielt. Doch auch diese Neugier kann durch eine spezielle Beobachtungs-Nisthilfe befriedigt werden. Aber bitte nicht mit luftundurchlässigen Glas- oder Plexiglasröhrchen! Denn hier bildet sich Kondenswasser, was zur tödlichen Verpilzung führen kann. Besser sind luftdurchlässige Nutbrettchen, die nach oben mit einer aufgeklebten Plastikfolie und einem aufklappbaren Holzdeckel verschlossen sind.

Empfehlenswert ist das neueste Modell vom Naturschutzcenter, das Nistgänge mit drei unterschiedlichen Durchmessern anbietet. Unser Schaukasten am Badebornteich hat zwar nur Nistplätze mit 9 mm Durchmesser, wurde 2019 aber trotzdem von drei verschiedenen Arten belegt: Platterbsen-Mörtelbiene (die beiden Röhren links), Gemeine Seidenbiene (orangefarbenes Genist in der Mitte) sowie Gehörnte Mauerbienen (alle restlichen).

Fast ausgebucht!

Ausführliche Information zum Bau von Nisthilfen gibt es u.a. bei  Paul Westrich ("Wildbienen - Die anderen Bienen"), Werner David ("Fertig zum Einzug") oder beim BUND Rotenburg ("Gefährdete Wildbienen); mehr dazu in der Literaturliste. Die Nisthilfen aus Holz und Lehm helfen zwar nur relativ wenigen Arten. Sie machen aber trotzdem Sinn, sofern sie sorgfältig gearbeitet sind und das Umfeld stimmt.  Ideal ist ein geschützter Platz in südöstlicher Richtung. Der Lohn bleibt nicht aus: Es macht ungeheuer viel Freude, die Bienen und Wespen und ihre Schmarotzer aus nächster Nähe zu beobachten. Und auch nachträglich lässt sich am Nestverschluss oft erkennen,  wer hier am Werk war.

Hummeln haben sehr unterschiedliche Nistgewohnheiten: Erdhummeln nisten z. B. meist unterirdisch in verlassenen Mäusenestern, Ackerhummeln auch in dichten Gras- oder Laubschichten oberhalb, Steinhummeln suchen nach unter- oder überirdischen Höhlen, Baumhummeln zieht es hinauf in Baumhöhlen oder Vogelnistkästen, und Wiesenhummeln können sogar offene Vogelnester im Baum beziehen."Es gibt nur wenige Orte", witzelt der englische Hummelexperte Dave Goulson, "an denen Hummeln niemals nisten - leider zählen dazu die in sämtlichen Gartencentern angebotenen Hummelnistkästen."

Paul Westrich ist da weniger skeptisch, nachdem er in selbstgebauten Hummelnistkästen schon sieben verschiedene Arten ansiedeln konnte. Allerdings ist dafür viel Sorgfalt, Umsicht und auch Glück erforderlich. Das größte Problem ist der häufige Befall mit Wachsmotten, deren Larven die Brutzellen samt Insassen und Vorräten in wenigen Tagen ratzfatz auffressen können. Auch Ameisen können problematisch werden. Wer deshalb einfach irgendwo einen Nistkasten aufstellt und sich danach um nichts mehr kümmert, ist schlimmstenfalls für eine tödliche Hummelfalle verantwortlich.

Schulkinder basteln und pflanzen für Wildbienen

21 Drittklässler der Grundschule Benthe nutzten ihr Klassenzimmer am 9. November 2017 als Werkstatt: Mit Unterstützung ihrer Lehrerin und vier Aktiven vom BUND Region Hannover wurden insgesamt zehn Bausätze (vier verschiedenen Modelle) vom Naturschutzcenter zusammengebaut. Zwei Stunden lang wurde da um die Wette gehämmert, gebohrt, geschraubt, geschmirgelt und geklebt, bis zehn fertige Häuschen auf einen Bollerwagen geladen und zur Straße „Am Steinweg“ gekarrt werden konnten.
Diese Aktion verstand sich als Beitrag zu der von „Bingo“ finanzierten 5. Naturschutzwoche für Kinder und Jugendliche des Natur-Netzes Niedersachsen e.V.. Dieselbe Klasse hatte sich zuvor schon zwei Mal an der Naturschutzwoche beteiligt: Im letzten Jahr wurden Igelhäuser gebaut und 2015 Vogelnistkästen.

(Fotos Verena Stahnke)

Am Steinweg mussten zunächst sechs Baumstämme in den Pflanzbeeten verankert und die Nisthilfen daran befestigt werden. Doch damit war es noch lange nicht getan: Die Kinder hatten zuvor gelernt, dass die Bienchen zum Überleben nicht nur geeignete Nistplätze brauchen, sondern vor allem auch Blüten mit reichlich Nektar und Pollen. Deshalb griffen sie eifrig zu ihren Hacken und Schäufelchen, um weit über 100 Wildstauden auszupflanzen und Blumenzwiebeln zu stecken:
(Die Nisthilfen sind fertig - Foto Doris Munaretto, con-nect.de)

Darunter verschiedene Ziest- und Glockenblumenarten, Alant, Färberkamille, Blutweiderich, Gamander, Fetthenne, Mauerpfeffer sowie Krokus und Schneeglöckchen. Ende April/Anfang Mai wollen sich die Kinder erneut am Einsatzort treffen um nachzubessern und zu jäten. Vor allem aber um zu sehen, ob auch alles gut angewachsen ist und ob die Nisthilfen angenommen werden.
Hier der Bericht in der Calenberger Zeitung (HAZ) vom 10.11.2017

(alle Pflanzfotos Verena Stahnke)


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