Geglückte Umsiedlung eines Hornissenvölkchens
Auf der vergeblichen Suche nach einem hohlen Baumstamm beginnen Hornissenköniginnen oft in einem viel zu kleinen Vogelkasten mit dem Nestbau. So im Mai 2017 ausgerechnet auch im Garten von Hornissenberater Werner Kirschning in Bothfeld, der zu diesem Zeitpunkt noch keinen Hornissenkasten aufgehängt hatte.
(Fotos 1-2: Werner Kirschning)
Mitte Juni hatte die Königin die erste Wabenebene mit einer wärmenden Wandhülle umschlossen, war noch allein und vollauf damit beschäftigt, ihre etwa 10 bis 15 Maden zu füttern und zu wärmen. Erst wenn sich die Maden verpuppt haben und als Jungarbeiterinnen beim Nestbau mithelfen, hat eine Umsiedlung Aussicht auf Erfolg.
In Werner Kirschnings Garten war dies am 1. Juli soweit. Er hatte dafür einiges vorbereitet: Das Vogelhäuschen wurde schon Tage zuvor im größeren Hornissenkasten plaziert, damit sich die Tiere umstellen konnten. Der nächste Schritt sollte das Lösen der Waben aus dem Vogelkasten und Einkleben in den Hornissenkasten werden; zur Vorbeitung wurde an der Decke eine ringförmige Pappe als Hilfskonstruktion befestigt.
(Fotos 3-6: Anke Waldner)
Doch die Umsiedlung der Tiere ist nur ohne fliegende Hornissen möglich. Deshalb wurden die Tiere mit einem Staubsauger eingefangen, dessen Saugrohr mit einer zwischengeschalteten großen Plexiglasröhre verlängert war. Diese Röhre war auf der Abströmseite mit einem Netz so abgeschlossen, dass die Hornissen nicht bis zum Staubsaugerbeutel gelangen konnten. Diese Fangaktion erforderte Vorsicht und Geduld, aber erstaunlicherweise wurden die Tiere in der Röhre sofort ruhig.
Jetzt erst konnte Werner Kirschning das Hornissennest behutsam aus dem Vogelhäuschen trennen, wobei er das verbindende Stielchen durchschneiden musste. Erstaunlicherweise blieben die Königin und eine Arbeiterin noch im Nest sitzen, ohne irgendwelche Aggressionen zu zeigen.
Mit einer Heißklebepistole ließ sich das Nest dann sicher an die Papprolle an der Decke des Hornissenkastens kleben. Und da die Hornissen die Waben am Geruch als die ihren erkannten, ließen sie sich promlemlos aus der Plexiglasröhre zum Nest bugsieren - einige sogar mit der nackten Hand - und akzeptierten nun auch den größeren Kasten sofort. Nach einer knappen halben Stunde war der Umzug abgeschlossen.
Nach zwei Wochen ist die Hülle bereits recht gleichmäßig bis zur Unterkante der Wabenebene heruntergebaut. Dazu Werner Kirschning: „Bekanntlich steigt warme Luft nach oben und die von den Hornissen und den wachsenden Maden abgebene Wärme bleibt in der Glocke hängen. Der nächste Entwicklungsschritt ist der Bau einer weiteren Wabenebene. Anscheinend wird jetzt wieder verstärkt auf Tempo geachtet und das Baumaterial der Außenhülle für die Waben verwendet“.
Drei Tage später sieht man die zerfressene Außenhülle, die neuen Waben und den gleichzeitigigen Bau einer zweiten Hülle mit größerem Durchmesser. Wärmetechnisch sei es eben besser, so Kirschning, wenn die Maden "Schulter an Schulter" nebeneinander aufwachsen. Deshalb werde nicht nur an weiteren Wabenebenen nach unten, sondern gleichzeitig auch in die Breite gearbeitet. Das biete sich an, wenn das Hüllenmaterial ohnehin gerade abgebaut wurde.