Reptilien stellen mit insgesamt 79 Prozent gefährdeter Arten die am stärksten bedrohte Wirbeltiergruppe Deutschlands dar. Maßnahmen zum Reptilienschutz werden jedoch nicht zuletzt aufgrund mangelnder Kenntnisse zum Vorkommen und zur Bestandssituation nur sehr selten durchgeführt. Die Ursache hierfür ist in den vergleichsweise schlechten Möglichkeiten zur Erfassung von Reptilien zu suchen: Sie führen ein ausgesprochen heimliches Leben und sind zudem häufig sehr scheu.
Als Grundlage für die Entwicklung von Schutzprogrammen für Reptilien hat der BUND Region Hannover im Jahr 2001 das Artenschutzprojekt Zauneidechse initiiert. Die Zauneidechse (Lacerta agilis) wurde als Leitart gewählt, da sie einerseits die am besten zu erfassende Reptilienart ist. Andererseits gilt sie sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene als gefährdete Tierart der Roten Liste und ist eine streng geschützte Tierart des Anhangs IV der FFH-Richtlinie der Europäischen Union. Die Zauneidechse ist je nach Habitat und Region mit sämtlichen niedersächsischen Reptilienarten vergesellschaftet. Die von ihr bevorzugten trockenen und warmen Lebensräume beherbergen eine Vielzahl weiterer gefährdeter Pflanzen- und Tierarten. Daher dienen Maßnahmen zum Schutz der Zauneidechse dem Erhalt ganzer Lebensgemeinschaften.
Als großräumiges Untersuchungsgebiet wurde der ehemalige Landkreis Burgdorf ausgewählt, da dieser aufgrund seiner naturräumlichen Vielfalt als charakteristisch für weite Teile des niedersächsischen Flachlandes angesehen werden kann. Gleiches gilt für die heterogene Verteilung von Funddaten der Zauneidechse im Niedersächsischen Tierartenerfassungsprogramm. Der Altkreis Burgdorf erstreckt sich zwischen Berkhof im Norden und Hohenhameln im Süden, sowie zwischen Resse im Westen und Uetze im Osten. Die Distanz zwischen den Grenzen im Norden und Süden beträgt 42,5 km, zwischen den westlichen und östlichen liegt sie bei 45 km.
Im Altkreis Burgdorf wurden sämtliche in Niedersachsen heimischen Reptilienarten angetroffen. Die Zahl der nachgewiesenen Arten schwankte zwischen einer und vier Arten pro Fläche. Am häufigsten konnte die Zielart Zauneidechse nachgewiesen werden. Es folgten in der Häufigkeit Waldeidechsen (Zootoca vivipara), Blindschleichen (Anguis fragilis), Ringelnattern (Natrix natrix) und Schlingnattern (Coronella austriaca). Am seltensten wurden Kreuzottern (Vipera berus) angetroffen.
Die großräumige Beseidlung durch die Zauneidechse stellt sich wie folgt dar: Die Nachweise erfolgten vor allem in bestimmten Schwerpunktregionen, in denen noch viele potentielle Habitate vorhanden und teilweise auch besiedelt waren. Dies war vor allem im nördlichen Teil des Altkreises Burgdorf (z.B. im Forst Rundshorn und am Brelinger Berg) der Fall. Hier dominieren Kiefernforste auf sandigen Böden, Zauneidechsen finden im Bereich der Autobahn A7 und in den zahlreichen Abbaugruben sowie an Waldrändern und Waldlichtungen günstige Lebensbedingungen vor. Auch im Bereich Lehrte-Burgdorf konnten zahlreiche Populationen nachgewiesen werden. Hier wurden wiederum vor allem die Randbereiche großer Verkehrswege (Autobahnen A2, A7 sowie Bahnanlagen) besiedelt. Isolierte Populationen wurden bei Ehlershausen und bei Bissendorf angetroffen.
Das Fehlen von Nachweisen in der Bördenregion überrascht aufgrund der intensiven Landnutzung und der für die Zauneidechse eher ungünstigen Bodenverhältnisse nicht. Im Raum Kleinburgwedel-Thönse-Engensen sowie in weiten Bereichen des Fuhrberger Feldes konnten keine Nachweise erbracht werden, obwohl hier teilweise gute bis sehr gute Habitate vorhanden wären.
Einige der älteren Fundorte (die Daten stammen vor allem aus den 80er und 90er Jahren), die im Niedersächsischen Tierartenerfassungsprogramm dokumentiert wurden, konnten nicht bestätigt werden. Dies betraf vor allem Fundorte kleinerer Populationen und Bestände an zwischenzeitig ausgebauten Bahnanlagen. In anderen Gebieten wurden hingegen Erstnachweise der Zauneidechse erbracht.
Ina Blanke
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