Laubfrosch: Der Schreihals

Unüberhörbar! (Foto Marion Heinemann)
Unüberhörbar! (Foto Marion Heinemann)

Es wird erzählt, dass die Bauern zur Zeit des französischen Sonnenkönigs Ludwig dem XIV wegen des Froschgequakes an warmen Sommerabenden zu nächtlicher Mehrarbeit gezwungen wurden: Wann immer die hohen Herrschaften zu ruhen gedachten, mussten die Bauern mit Brettern auf die nahe gelegenen Teiche einschlagen, um die Frösche zum Schweigen zu bringen. Zweifellos handelte es sich dabei um Laubfrösche; denn sie sind mit ihren 30 bis 50 mm zwar die kleinsten europäischen Frösche, aber trotzdem mit Abstand die größten Schreihälse!

Auch der berühmte Froschkönig in Grimms Märchen war ganz sicher ein Laubfrosch. Mit seiner blattgrün glänzenden Oberseite, dem schmucken schwarzen Seitenstreifen und seinen großen, ausdrucksvollen Augen ist er wohl der hübscheste unter unseren heimischen Fröschen und damit einer Prinzessin allemal würdig...

Der geht doch glatt die Wände hoch! (Foto Marion Heinemann)
Der geht doch glatt die Wände hoch! (Foto Marion Heinemann)

Ein echter Klettermaxe

Der Laubfrosch nimmt unter unseren Froschlurchen eine Sonderstellung ein: Sein wissenschaftlicher Name Hyla arborea bezeichnet ihn als baumbewohnende Art, also als Baumfrosch, von denen es zwar viele Arten in den Tropen gibt, aber in Deutschland nur diese eine. Und tatsächlich lebt der Laubfrosch in der Nähe von Tümpeln auf Hecken, Bäumen oder blühenden Stauden. Gern besiedelt er deshalb auch naturnahe Flussauen, Feuchtgrünland oder Abgrabungen. Beim Klettern helfen ihm seine Haftscheiben an den Zehen- und Fingerspitzen. Auch an der Leiteinrichtung geht er zunächst glatt die Wände hoch (Foto), bis er dann ganz oben doch noch ausgebremst wird.

Seine königliche Hoheit (Foto Marion Heinemann)
Seine königliche Hoheit (Foto Marion Heinemann)

Außer an den Haftscheiben sind die erwachsenen Tiere an der meist blattgrünen Färbung auf der Oberseite zu erkennen; ein dunkler Streifen zieht sich vom Nasenloch über das Auge bis hinab zur Hüfte und trennt so die weiße Bauchseite vom grünen Oberkörper. Laubfrösche sind absolut unverkennbar. Beim Männchen ist die Kehle gelblich gefärbt; dort befindet sich die Schallblase, mit der er laut und markant quaken kann. Und die Larven schimmern goldfarben, (vielleicht noch ein Hinweis auf die königliche Herkunft...?).

Von April bis Juni werden Laichballen in sauberen, naturnahen Gewässern an Pflanzenteile abgelegt. Aus den befruchteten Eiern schlüpfen - abhängig von der Wassertemperatur - oft schon innerhalb einer Woche die Larven, die sich von Algen sowie pflanzlichen und tierischen Zerfallsprodukten ernähren. In zwei bis drei Monaten entwickeln sich daraus junge Laubfrösche. Sie machen vor allem Jagd auf Insekten und Spinnen, weshalb sie sich gerne auf insektenreichen, blühenden Stauden und Gebüschen aufhalten - auch um sich dort ausgiebig zu sonnen.

Sonnenbad auf Brombeerblatt
Sonnenbad auf Brombeerblatt

Streng geschützt und stark gefährdet

Laubfrösche werden ihrerseits zur leichten Beute von Ringelnattern und größeren Vögeln; da sie nicht nur am Tag aktiv sind, sondern auch nachts und in der Dämmerung, können ihnen auch Waldkauz und andere Eulen gefährlich werden. Die Larven der Laubfrösche werden vor allem von Fischen gefressen. Deshalb kommt es leider immer wieder zu Problemen, wenn Fische in Amphibiengewässern ausgesetzt werden. Dies geschieht vielfach auch illegal durch nicht berechtigte Angler, die so ganze Laubfroschpopulationen vernichtet können.

Leider ist das extrem laute und rhythmische "äpp-äpp-äpp" der Laubfrösche bei uns nicht mehr oft zu hören. Es sind nur noch inselartige Restbestände geblieben, und auch diese sind nicht immer und auf Dauer gesichert. Der Laubfrosch ist landes- und bundesweit stark gefährdet, obwohl er nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt und deshalb in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union aufgelistet ist. Die Gründe für das Amphibiensterben haben wir schon dargelegt. Doch der Laubfrosch ist davon in ganz besonderem Maße betroffen, weil er sehr hohe Ansprüche an seinen Lebensraum und an die Wasserqualität stellt.

Vereinzelt rufen Laubfrösche aus dem Brombeergestrüpp am Badebornteich
Vereinzelt rufen Laubfrösche aus dem Brombeergestrüpp am Badebornteich

Laubfroschvorkommen in der Region

Deshalb setzt sich der BUND Region Hannover mit Unterstützung von Stadt und Region aktiv dafür ein, die letzten Lebensräume des Laubfrosches zu erhalten und zu verbessern. In unserer Region gibt es derzeit nur noch fünf Laubfrosch-Standorte. Relativ neu ist die Population im Gebiet des HVV-Naturschutzprojekts Sohrwiesen, wo ab 2006 eine erfolgreiche Wiederansiedlung gelang. Und in der Nähe der Weetzener Klärteiche wird 2016 ein weiterer Versuch unternommen, dessen Erfolgsaussichten gut sind.

"Unsere" Population am Benther Berg schien dagegen auf kleine Restbestände zusammengeschrumpft zu sein. Bei einem von der Tierärztlichen Hochschule Hannover betreuten Laubfroschprojekt konnten 2015 jedenfalls nur zwei Fröschlein "dingfest" gemacht werden. Es wurde empfohlen, die Population in den nächsten Jahren kritisch zu beobachten und gegebenenfalls mit Hilfe von Naturschutzmaßnahmen weiter zu schützen.

Insofern war es eine angenehme Überraschung, als wir bei einem kurzen Kontrollgang Anfang April 2016 an der Lenther Chaussee drei Laubfrösche an der Leiteinrichtung entdeckten und von der anderen Straßenseite entfernt ein mehrstimmiges Laubfroschkonzert vernehmen konnten. Dies bestätigte sich am 21. Juni 2016, als Tobias Wagner von der ABIA (AG Biotop- und Artenschutz) dort nicht weniger als 22 rufende Laubfrösche zählen konnte. Wir dürfen also erst mal aufatmen und motiviert weitermachen...!

Wir werden uns weiterhin alle Mühe geben, dem König der Frösche unsere Reverenz zu erweisen, zumal die Voraussetzungen gut sind: Die alten und neuangelegten Laichgewässer sind von extensiv beweidetem Grünland umgeben und bieten den Laubfröschen viele Gehölze, Brombeerhecken und blühende Hochstaudenfluren. Damit der Laubfrosch in der Region nicht nur inselartig existiert, sondern auch wieder  größere Flächen besiedeln kann, ist allerdings ein ganzes Netz geeigneter Lebensräume erforderlich. Da Laubfrösche sehr wanderfreudig sind, brauchen sie mehrere fischfreie Laichgewässer, die durch Hecken als Landlebensraum miteinander verbunden sind. Regelmäßige Pflegeeinsätze sind unabdingbar. Dabei könnten wir jede aktive und/oder finanzielle Hilfe gut gebrauchen!


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Arbeitsgruppe Amphibien

Kontakt:

René Hertwig, bund.hannover@bund.net
0511/660093

In Notfällen, wenn Amphibien bedroht sind:
0151/42554788

Treffen:
Jeden 2. Samstag im Monat um 11:00 Uhr am Badebornteich. Wer bei den Arbeitseinsätzen mitmachen möchte ist herzlich willkommen. Aufgrund eventueller kurzfristiger Terminverschiebungen bitte immer vorher anrufen oder e-mailen!

Weitere Informationen

Flyer "Amphibien - die Doppellebigen"


Broschüre "Amphibien in der Region Hannover" (bitte anfordern)


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