Am 26. November 2019 haben wir in Osterwald-Garbsen eine gemeinsame sehr gut besuchte Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema durchgeführt. Organisatoren waren der BUND Region Hannover, das Landvolk und Ratsherr G. Kass aus Neustadt.
Als Referentin des Abends hat Kornelia Manzini von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau sehr anschaulich ihre Erfahrungen zu mehrjährigen Blühstreifen zur Energiegewinnung vorgetragen. Sie begleitet seit über 10 Jahren die wissenschaftliche Erprobung von Blühmischungen zur Energiegewinnung. Der Vortrag ist hier als pdf. zum Download. In der Diskussionsrunde waren auch der Teamleiter Naturschutz der Region Hannover, Wolfgang Fiedler und Mareike Herbst von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen vertreten.
In der Region Hannover wird in vielen Biogasanlagen Mais zur Energiegewinnung eingespeist und liesse sich durch Blühmischungen ersetzen. Insbesondere Böden, die einen geringeren Maisertrag haben, eignen sich alternativ zur Etablierung solcher Mischungen, die mindestens 5 Jahre alljährlich geerntet und siliert werden. Diese mehrjährigen Blühmischungen aus besonders massewüchsigen Wildpflanzen kombiniert mit ausgewählten Kultursorten bieten einen doppelten Nutzen. Sie liefern Biomasse zur Energiegewinnung für Biogasanlagen und können im Gegensatz zu einer Mono-Maiskultur Pollen- und Nektarnahrung für Honigbienen, Wildbienen und andere Blütenbesucher entscheidend verbessern. Sie werden bereteits im Sommer geerntet - also früher als Mais. Wenn aus Artenschutzgründen ein Streifen ungemäht bleibt, können hier Insekten Schutz und Nahrung nach der Mahd finden. Nach ca. 5 Wochen blühen jedoch viele der mehrjährigen Wildpflanzen bereits wieder.
Bisherige Untersuchungen zeigen, dass diese Blühmischungen in der Ertragsleistung hinter dem Maisertrag liegen. Der geringere Ertrag wird z.T. ausgeglichen, denn diese Kulturen benötigen außer einer einmaligen Düngung im Frühjahr und der einmaligen Ernte keine weiteren Arbeitseinsätze. Kostenintensive Pflanzenschutzmitteln werden eingespart, so dass sich jedes weitere Standjahr die Rentabilität erhöht. Zudem tragen Blühmischungen nachhaltig zur Reduzierung der Nitratwerte im Boden bei. Deshalb eigenen sie sich auch für die Sanierung von nitratbelasteten Böden und sind für den Anbau in Wasserschutzgebieten zu empfehlen. Ebenso werden dadurch, dass sie dauerhaft über Jahre den Boden bedecken, Wind- und Wassererosionen vermieden, das Bodenleben und der Humusaufbau gefördert. Nicht zuletzt tragen sie zur Erhöhung der Biodiversität von Insekten und Arten der Agarsteppe stark bei, was wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt haben.
Ziel ist, in der Region Hannover Betriebe für einen Modellprojekt für Blühmischungen zur Energiegewinnung zu starten und dies zu begleiten, ggf. auch durch Feldtage. Dabei sind zwei Betriebe aus der nördlichen Hannover Region (Schneeren). Bei Interesse bitte melden bei smw@nds.bund.net
Artenreiche mehrjährige Wildblumenmischungen ohne Nutzung für Biogasanlagen erhöhen ebenfalls die Biodiversität in Ackerbauregionen, denn sie liefern Blüten von Ende Mai bis Ende Oktober. Sie sind somit wichtige Nahrungsquellen für Blütenbesucher zu einer Jahreszeit, in der das Nahrungsangebot für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten sehr begrenzt ist. Da sie erst im Frühjahr gemäht werden, bieten zudem sie zudem Überwinterungsmöglichkeiten für viele Insektenarten und anderen Tieren Deckung und Schutz. Solche Mischungen mit heimischen Wildpflanzen und einigen Kultursorten werden im Rahmen des Biodiversitätsprogramms der Region Hannover gefördert. Antragsberechtigt sind anerkannte Naturschutzvereinigungen gemäß § 63 BNatSchG und deren Ortsvereine, Unterhaltungsverbände, Wasser- und Bodenverbände sowie Realverbände und die Städte und Gemeinden der Region Hannover.