Das Insektensterben und der Rückgang der Tagfalter stießen auf großes Interesse: Rund 50 Menschen kamen am 18. Mai trotz heftiger Gewitterregen in den Sitzungssaal des BUND-Umwelthauses, um den Ausführungen des renommierten Entomologen (Insektenkundlers) und Schmetterlingsexperten Prof. Dr. Thomas Schmitt zu folgen. Auf fachlich und wissenschaftlich hohem Niveau, zugleich kurzweilig und spannend, beleuchtete der Direktor des Senckenberg-Institutes für Entomologie in Müncheberg (Brandenburg) den seit Jahrzehnten zu beobachtenden Schwund der Artenvielfalt bei Tagfaltern – ein Trend, der sich nach Schmitts Erkenntnissen seit einigen Jahren sogar noch stark beschleunigt. Aus eigenen Studien aus dem Mosel- und Donauraum, aus langjährigen Populationserfassungen, die zum Teil bis in das 18. Jahrhundert zurückreichten, und mit Hilfe aufwändiger genetischer Analysen kam der Forscher typischen Mustern des Aussterbens von Schmetterlingen auf die Spur.
Eine auch für die anwesenden Naturschützer überraschende Erkenntnis: Es hänge auch von der genetischen Ausstattung einer Falterart ab, wie erfolgreich sie sich vermehren könne - unter Bedingungen, die sich für die meisten Schmetterlingsarten massiv verschlechtert haben. Klimawandel und Eutrophierung der Landschaft, die Zerstörung und Verinselung von Biotopen und die Folgen der industriellen Landwirtschaft setzten vor allem den Tagfaltern zu, die mäßig spezialisiert seien, früher eher häufig waren und aufgrund ihrer Genetik auf einen Austausch zwischen Teilpopulationen angewiesen seien. Ohne gegensteuernde Maßnahmen und Biotopvernetzung würden diese Arten vollständig aus unserer Landschaft verschwinden, so die Prognose des Wissenschaftlers. Die echten Generalisten unter den Faltern hätten dagegen eine vergleichsweise gute Zukunftsperspektive, die schon immer seltenen echten Spezialisten können durch gezielte Naturschutzmaßnahmen in kleinen Restlebensräumen erhalten werden, so der Wissenschaftler. Dem lag der Schutz der Tagfalter mindestens ebenso am Herzen wie ihre Erforschung – Schmitt verband seine Untersuchungen denn auch immer wieder mit Vorschlägen zum Schutz einzelner Schmetterlingsarten. Wie sich der Negativtrend bei den Faltern noch stoppen lässt, war auch Thema der anschließenden lebhaften Diskussion, bei der Schmitt ausführlich auf die Aspekte einzelner Schutzmaßnahmen und -methoden einging. BUND-Vorstandsmitglied Georg Wilhelm zeigte sich begeistert: „Die Veranstaltung ist eine große Motivation für uns Naturschützer!“
Der BUND Region Hannover hat anlässlich des Vortrags eine kleine Portraitsammlung von zwölf Schmetterlingsarten, die (noch!) in der Region Hannover vorkommen, zusammengestellt und mit Informationen zu den örtlichen Aspekten von Gefährdung und Schutz versehen.